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Pilotwale vor Bleik, Norwegen

Kunstmuseum Aarhus

Kattfjord - Norwegen

NACH UNTEN >>>

11.06.2025

NORWEGEN - DAS SCHÖNSTE LAND DER WELT?

Wir waren schon einmal im Juni mit dem Auto und Zelt bis zu den Lofoten und haben dort erstmals in einem Wohnwagen übernachtet. Für uns damals ein Grund, Wohnwagen Frieda zu kaufen. Mit unserem treuen Skoda Karoq sind wir im Winter bis nach Tromsø zum Ferienhaus am Kattfjord gefahren, haben Nordlichter und Insel Senja gesehen.
Eigentlich sollte man meinen, das sei nun genug Norwegen. Doch nein - beide Reisen haben uns ein derart beeindruckendes Land gezeigt, dass es uns noch einmal dorthin zieht. Diesmal mit unserem Camper Frido, den wir gegen Frieda eingetauscht haben und mit gaaaaanz viel Zeit.

Es ist fast alles gepackt und das Reisefieber steigt.

 

18.06.2025
23° C, sonnig, wenig wolkig

ÜBER UMWEGE ZUM ZIEL

Familie in Berlin und Borgstedt - Freunde in Brekendorf - Winningmay in Füsing - I Leonie in Flensburg und nun Aarhus... Unser Weg nach Norwegen verläuft etwas schief und krumm. Grund ist die geplante lange Urlaubszeit, beziehungsweise der Wunsch, allen Lieben nochmal kurz Tschüß zu sagen. Dabei wandeln wir auch etwas auf den Wegen der Vergangenheit.

Heute haben wir das Kunstmuseum ARoS im dänischen Aarhus besucht. Die Außenfassade ist wirklich beeindruckend, die innenliegende Treppenkonstruktion ebenso und vieles mehr..
Ebene 0: Installationskunst
Hier gefallen uns Spiegelinstallationen. Der Betrachter wird Teil der Installation und in verschiedenen Positionen unendlich vervielfältigt oder auch durch einen sich bewegenden Spiegel in verschiedenen Positionen und Bewegungen dargestellt.
Ebene 1: Alexander Tovborg, Devine Comedy
Teils sehr großflächig, nun ja, kann uns aber nicht so richtig fesseln.
Ebene 2-4: Administration, Auditorium, Restaurant, Shop und Eingang
Ebene 5: Igshaan Adams, Picasso, Miro, Léger
Echte Picasso und Miró stimmen mich etwas ehrfürchtig. Am besten gefällt mir das Deckenmobile von Miró mit den Schatten, die an die Wand geworfen werden. Mit den aufwändigen Webarbeiten und luftigen Deckenarbeiten von Adams können wir nicht so viel anfangen.
Ebene 6: Sammlung 1961-heute
Viele interessante unterschiedliche Arbeiten einschließlich der Marilyn Monroe-Arbeiten von Andy Warhol.
Ebene 7: Gibts nicht
Ebene 8: Kollektion Human Nature
Je weiter der Weg in die Räume führt, desto realistischer und auch älter werden die Gemälde, was allein schon sehr beeindruckend ist.
Ebene 9: Terrasse
Wunderschöner Blick über die Stadt und auf das Gartengelände, das gerade neu gestaltet wird. Ebenso wie der im Bau befindliche Dome mit unterirdisch liegenden neuen Ausstrellungsräumen. Dies alles unter der darüberliegenden Rainbow-Installation.
Ebene 10: Rainbow-Panorama
Genial! Der gläserne Rundgang mit den wechselnden Farben des Regenbogens tauchen die Stadt und auch die Besucher in wechselnde Lichtgebungen.

Nach dem Besuch geht es auf unseren Rädern kurz noch durch die Innenstadt und dann auf dem schönen Radweg durch den Küstenwald  zum Campingplatz Blommehaven mit dem Schwalbennest über der WC-Tür zurück.
Wir planen den nächsten Tag und buchen für übermorgen die Fähre nach Norwegen.

 

19.06.2025
21° C, sonnig, windig

ERSTER STRANDSPAZIERGANG

Heute lassen wir uns in Hirtshals den Wind um die Nase wehen. Morgen früh startet unsere Fähre von hier.
Auch wenn es sich um einen notwendigen Zwischenstopp handelt, genießen wir unseren ersten Strandspaziergang. Der Wind bläst heftig hier am Skagerak.

Ich backe das erste Brot im Omnia. Hat geklappt :)

 

21.06.2025
20° C, sonnig, windig

HELLO NORWAY

Die gestrige vierstündige Fährenüberfahrt war unspektakulär. Nur bei der Einfahrt in den Hafen - vorbei am Leuchtturm und den ersten kleinen Felseninseln - gab´s Herzklopfen. Norwegen ist so schön!

Zwei Tage sind wir nun auf dem südlichsten  - und zugleich sehr gemütlichem - Campingplatz Norwegens in Lindesnes. Nach einem kurzen Einkauf in Spangereid machen wir eine Fahrradtour zum südlichsten Leuchtturm Norwegens. Die Straßen sind schmal, ohne Radwege und es geht im Wechsel steil bergauf und bergab. Trotzdem ist das Radfahren nicht stressig, denn es sind nur wenige Autos unterwegs und deren Fahrer nehmen sehr viel Rücksicht auf Radfahrer. Kurz vor dem Leuchtturm machen wir spontan Halt bei einem kleinen Verkaufsstand, trinken Kaffee und essen eine Waffel mit Eis. Der Inhaber ist Deutscher. Er erzählt, dass es kein Problem sei, in Norwegen ein Haus oder Grundstück zu kaufen und dauerhaft zu bewohnen. Man müsse sich nur selbst versorgen können.

Das Gelände des Leuchtturms ist weitläufig und mit viel Geschichte bestückt: Die untere Felskonstruktion des Leuchtturmvorgängers, zwei Ausstellungen mit Fotos und Geschichten von Zeitzeugen des letzten Jahrhunderts, Bunkeranlagen und Gedenksteinen.

Anschließend machen wir eine zweieinhalb Kilometer lange Wanderung durch die Felsen. Eine eigentlich kurze Strecke, doch die Wegführung hat es in sich. An einer Stelle kommt man nur auf dem Hosenboden rutschend wieder nach unten und manchmal geht es neben dem schmalen Weg steil bergab. Nicht so richtig schön für Gabys Wohlbefinden ;)

24.06.2025
14° C, völlig verregnet

STAVANGER

Das Wetter ist bereits am 21. von sonnig zu unbeständig umgeschlagen. Wir standen an diesem Tag direkt am Fjord, etwas außerhalb von Egersnes. Es stürmte dabei heftig.
Am nächsten Tag schlenderten wir gut 200 Kilometer weiter bei herrlichem Sonnenschein durch die Altstadt Stavangers. Doch ab Spätnachmittag regnete es abermals und wir machten es uns wieder im Camper bequem.
Einkaufen, aufräumen, Mittagessen und dann ins trockene Kunstmuseum von Stavanger. Dort bleiben wir bis Toresschluss, was aber nicht dem Wetter geschuldet ist. Gegenüber der interessanten Dauerausstellung mit Werken aus verschiedenen Epochen verbringen wir eine lange Zeit in einer Videoinstallation zum Thema Wald. Grundlage ist ein Gemälde von Lars Hertervig aus dem Jahr 1865 mit dem Titel Alte Pinienbäume.

Kunststudenten haben Einzelteile des Bildes großformatig in mehreren Ebenen übereinandergelegt und mittels Animationen und Ton den Wald zum Leben erweckt. Alles sehr ruhig, langsam, lebendig, Eindrücke wie im realen Wald.

26.06.2025
17° C, unbeständig

AMEISENSTRASSE ZUM PREIKESTOLEN

Ein touristisches Highlight Norwegens ist der Preikestolen. Steile 604 Meter ragt die Felsplattform aus dem Lysfjord empor. Bei solcher Superlative schien es uns ratsam, uns möglichst früh auf den 4,5 km hohen Aufstieg zu machen. Doch was früh ist, ist natürlich Auslegungssache.
Als wir um 7.30 Uhr am Startpunkt erschienen, war der erste Parkplatz bereits belegt. Und der war groß.
Der Weg ist sehr steil und da unsere Bergaufmuskulatur noch untrainiert ist, gingen wir langsam voran. Nach eingen hundert Metern wird aus dem Weg mit rund 500 Metern Höhenunterschied eine Klettertour über Steine jeder Gößenordnung, teils wie Serpentinen gewunden. Als wir das Ziel erreichten, bevölkerten bereits viele Wanderer die in einer Wolke liegenden Felsplattform. Trotzdem packte uns beim Anblick echte Freude - auch über den bewältigten Weg.
Der Rückweg war anstrengender als die Hintour, denn inzwischen kamen uns auf dem teils sehr engen weg wahre Menschenströme entgegen. Wenn man abwärts schaute, musste man unweigerlich an eine Ameisenstraße denken.
Unterhalb des Preikestolen liegt ein schöner Campingplatz und wir freuten uns, einen geschützen Platz unter Bäumen, direkt an einem kleinen See zu bekommen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Ausruhen, Wäsche waschen und abendlichem Rummikub.

Heute morgen haben wir lange geschlafen, vermutlich der Preikestolentribut  ;)
Gegen 11 Uhr fahren wir auf die E15 Richtung Sudalsosen. Vor der Reise haben wir uns gegen eine geringe Gebühr bei nortrip.no angemeldet. Dort sind Gastgeber gelistet, die Wohnmobile für einer Nacht kostenlos auf ihrem Gelände übernachten lassen. Meist sind es Bauernhöfe mit angeschlossenem Hofladen und man geht davon aus, dass die Gäste dort die ein oder andere Kleinigkeit kaufen. Uns schien es sehr reizvoll, fernab von dem Touristenstrom regionale Produkte kaufen zu können und auch direkte Kontakte zu haben.
Trotz Europastraßenklassifizierung ist die E15 oft sehr schmal, sehr kurvig und sehr steil, kurze Tunnel sind teilweise nicht beleuchtet,  Mit einem Wohnwagen wie unserer vergangenen Frieda kann man hier eigentlich nicht fahren und so sind wir froh, mit unserem Camper unterwegs zu sein. Die vorüberziehende Landschaft ist einfach nur atemberaubend. Die Straße führt an den Fjorden entlang, die Bergmassive ragen steil in den Himmel, teils wolkenverhangen. Die Wasseroberflächen schimmern grünlich-schwarz.

Nach 2,5 Stunden erreichen wir Veka Gard und Gastgeber Rolf begrüßt uns. So wie es für uns die erste Buchung über nortrip ist, sind wir seine ersten Gäste und wir erzählen erst eine Weile, bevor wir im Camper Frido unser spätes Mittagessen zubereiten - mit Blick auf eine verregnete, aber wunderschöne und mächtige Landschaft.
Als der Regen nachlässt, folgen wir Rolfs Empfehlung und wandern den Berg hinter seinem Anwesen hinauf. Schon wieder sehr steil aufwärts und schon wieder wird die Anstrengung belohnt. Wir entdecken nicht nur das natürliche Badebecken, das Rolf beschrieben hatte. Der Wald mit den mit Moos bewachensenen Steinen und teilweise auch Ästen ist märchenhaft, der Blick in die Ferne auf wolkenverhangene Berge einfach nur schön, ebenso der Bergbach mit Wasserfällen und auch drei nette Schafsböcke, die sich vor der Kamera in Positur stellen.

Nach dem Abstieg kaufen wir ein Glas Blaubeermarmelade und Eier. Einen Hofladen gibt es nicht, sehr überzeugend empfinden wir aber Rolfs Versicherung, dass seine Frau mangels Vertrauen in Supermarktware vieles selbst produziert. Das machen wir ebenso. Morgen werden wir als kleines Dankeschön ein Glas unserer selbst produzierten Orangenmarmelade hinstellen.

29.06.2025
15° C, sehr unbeständig, stürmisch

HERBSTSTURM IM JUNI

Mit den Campingplätzen haben wir momentan Glück. Vom Campingplatz Lofthus in 100 Metern Höhe über einem Seitenarm des Hardangerfjords hatten wir die letzten zwei Tage einen herrlichen Ausblick. Zu beiden Seiten des Fjords schauten wir auf die beruhigende Bewegung von Wasserfällen, saßen beim Frühstück in gleicher Höhe wie die morgendlichen Wolkenformationen vor den Berggipfeln, inmitten von Obstbäumen und umgeben von Obstbaumplantagen.
Eine kleine Radtour führte in noch größere Höhe mit weitem Blick in die Landschaft. Am Abend des zweiten Tages zog dann ein Unwetter mit Regen und Sturmböen auf, die unseren Camper zum Wackeln brachten. Schlafen konnten wir in unserer gemütlichen Koje umso besser, machten uns dann aber nach dem Frühstück gleich auf den Weg nach Bergen. Geplant war eigentlich ein Abstecher in die Hardangervidda, doch dort hätten wir den ganzen Tag unseren Camper nicht verlassen können.

Dreißig Kilometer hinter Bergen landen wir nach einer Fahrt durch die wunderschöne - wenn auch verregnete - Fjordlandschaft auf einem großzügigen Campingplatz am Fjordberghang mit naturbelassenen Plätzen zwischen Felsen und Bäumen. Leider ist auch hier das Wetter sehr wechselhaft.
Während der Fahrt hatte es zwar wie aus Eimern geschüttet, doch die Schönheit der Landschaft und die beeindruckende Baukunst der Norweger waren trotzdem nicht zu übersehen. Alle paar Meter Wasserfälle jeder Größenordnung, die die Regenwassermassen aus den Bergen nach unten brachten; Spalten, aus denen sich Wasser quetschte; steile mächtige Berge; kühne Brückenformationen; kilometerlange Tunnel, die manchmal sogar mit unterirdischen Kreisverkehren aufwarteten oder innerhalb eines Berges eine Schraube machten.

30.06.2025
15° C, sonnig, später unbeständig

BERGEN

Unser Tag beginnt mit dem Füllen unserer leeren Gasflasche in Straume kurz hinter der Hansestadt Bergen. Einen Anbieter für unsere deutschen Gasflaschen zu finden, war gar nicht so einfach, denn in ganz Norwegen gibt es nur 100 Stationen. Eine Stunde später finden wir dank Park4night direkt in der historischen Innenstadt am Hafen einen bequemen Parkplatz.
Leider sind auch hier Kreuzfahrtschiffe angelandet. Zwei an der Zahl, die die Tausenden ausgespuckt haben. Es ist rappelvoll und bringt nicht so richtig Spaß.
Die Geschäfte und der Fischmarkt haben sich auf die zahlungswilligen Gäste eingestellt. Uns selbst erscheint ein - wenn auch großes - Fischbrötchen für umgerechnet 15-18 Euro zu teuer. Die Fisch- und Krustentierauswahl ist bunt und prächtig. Was mich traurig macht: Es wird auch Walfleisch verkauft. Muss das heutzutage noch sein? Gerechterweise und zum Nachdenken: Die in den Aquarien ausgestellten lebenden Krebse, Hummer und Garnelen - wir essen letztere sehr gern - schauen auch nicht gerade fröhlich drein.
Nach einem Gang durch die alten Gassen mit den historischen Ganghäusern starten wir zügig zu einem neuen Nortrip-Gastgeber vor den Toren Bergens. Die Beschreibung versprach eine Vielzahl regionaler Produkte im Hofladen, die Fotos zeigten die Hofbesitzer in Tracht, freilaufende Kühe und viel Grün. Leider sieht die Realität etwas anders aus. Der Stellplatz liegt neben einem schmuddeligen Stallgebäude, die Schweine scheinen in Massentierhaltung im geschlossenen Stall ohne Tageslicht zu leben, der Hofladen entpuppt sich als Baucontainer inmitten einem Steinbruch. An dem Baucontainer ist tatsächlich über der Tür "Gårdsbutikk" gepinselt worden, doch als wir eintreten, stehen wir in einem menschenleeren Arbeits-Frühstücksraum. Ob der Hofladen sich im Kühlschrank befindet, erkunden wir nicht mehr. Wir verlassen diesen ungemütlichen Ort und stornieren per App.

Ein weiterer Nortrip-Flop erwartet uns nach einer 17/34 km langen Fahrt über eine teils sehr unwegsame enge Straße durch die Berge nahe dem Skiort Voss. Niemand vor Ort, alles sehr sehr einfach und keine Kontaktmöglichkeit. Wir entscheiden uns nun für den Campingplatz Myrhdal. Hier sind bei dem Regen außer uns nur ein weiteres Wohnmobil und ein Wohnwagen unterwegs, die restlichen Stellplätze sind Dauerplätze und Hütten, von denen zwei bis drei belegt sind. Nach einem kleinen Spaziergang machen wir es uns in unserem Frido bequem und verbringen die Nacht bei herrlich beruhigendem Regengeprassel in unserer Koje.

01.07.2025
18° C, unbeständig, wenig Regen

SCHNEE AUF DEM VIKAFJELL

Um den Sognefjord - den mit über 200 Kilometer längsten Fjord Norwegens - zu erreichen, müssen wir über das Vikafjell. Immer noch sprudelt aus jeder Geländespalte und über jeden Wasserfall reichlich Wasser. Langsam schrauben wir uns über steile Serpentinen 1000 Meter in die Höhe. Es gibt hier sogar kleine Schneefelder und die Aussicht ist atemberaubend!
Dann geht es wieder abwärts bis zum Ort Vikøyri. Fridos Bremsklötze haben richtig zu tun und machen ihre Überlastung durch deutlichen Geruch bemerkbar.
Auch in diesem kleinen Ort hat ein Kreuzfahrtschiff angelegt und die Passagiere sind ausgeströmt. Ich glaube, wir haben im Vorbeifahren keinen einzigen Norweger gesehen.

Eine Fähre soll uns über den Sognefjord bringen. Normalerweise kein Problem, doch diesmal wissen wir nicht so richtig, was der Fährmann von uns will. Wir wollen nach Draksvik und sollen drehen? Okay, vielleicht die falsche Fähre? Wir drehen und gehen wieder in die Warteposition und sehen dann, dass die anderen Wagen auf die Fähre fahren, dort wenden und wir nun in ihre Frontscheiben sehen. Der Fährmann winkt uns ein zweites Mal heran und nun müssen wir rückwärts auf die Fähre fahren.

Bevor wir auf dem netten Campingplatz in Dragsvik einchecken, fahren wir 10 Kilometer weiter nach Balestrand und reservieren zwei Einzelkajaks für den morgigen Tag. Denn morgen soll es richtig richtig schön werden. Fritz hatte diesen Vermieter als einen der wenigen in dieser Gegend entdeckt.

 

02.07.2025
20° C, sonnig

ESEFJORD, SONNE, BALESTRAND

Die Metereologen haben sich nicht geirrt. Bei schönstem Sonnenschein starten wir gegen 11 Uhr mit geliehenen Kajks und eigenen Paddeln sowie Westen in den Esefjord. Wie immer können wir es kaum erwarten, zu Beginn einen kleinen kräftigen Spurt einzulegen. Paddeln ist Freude pur.
Gemächlich steuern wir auf diesen riesigen steilen Berg am Ende des Esefjords zu und genießen Wasser, das Eintauchen der Paddel, die Weite, die Stille - die nur gelegentlich von Einzelgeräuschen unterbrochen wird, den weiten Himmel, die Wolkenformationen und den Blick auf die Eisfelder auf den Bergspitzen am Ende des Fjords.

Nach dem Kajaktrip machen wir einen Spaziergang durch Balestrand, essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag und treffen im beeindruckenden, in den Fels gebautem Tourismusmuseum auf eine Deutsche, die in der Sommersaison hier arbeitet. Natürlich kommen wir schnell ins Gespräch und erfahren Erstaunliches.
Balestrand war der beständige Sommerurlaubsort des letzten deutschen Kaisers. Im geschützten Esefjord landeten im Sommer die Schiffe und Boote von Kaiser Wilhelm an und er stieg im Hotel Kviknes mit Gefolgschaft ab. Dort gibt es noch heute den Stuhl, in dem er zu sitzen pflegte. Seine Feste und Ausflüge waren feudal und standen im krassen Gegensatz zu den einfachen Verhältnissen der ansässigen Norweger.
Zweite erstaunliche Tatsache: In Balestrand war die nördlichste Künstlerkolonie. Worpswede, Ahrenshoop, Balestrand... Wir wussten das noch nicht.
Drittes wichtiges geschichtliches Ereignis: Balestrand war Stützpunkt und leider auch Absturzort der ersten weiblichen Pilotin und Fluggesellschaftsbetreiberin Norwegens. Trotz Absturz ist Gidsken Jakobsen übrigens sehr alt geworden und eines natürlichen Todes gestorben.

03.07.2025
18° C, meist sonnig

DRAKSVIK

Nach der überraschenden Entdeckung Balestrands bleiben wir noch einen weiteren Tag auf dem Campingplatz Draksvik und fahren mit dem Rad zu einer Emaillewerkstatt, die uns die Mitarbeiterin des Museums empfohlen hatte. Der Abzweig liegt kurz vor dem Ortseingangsschild und geht so steil nach oben, dass wir uns wieder einmal über unsere elektrische Unterstützung freuen. Die Emaille-Arbeiten von Solveig und Rolf Haukaas sind so besonders und schön, dass wir uns zum Kauf eines kleinen Bildes entschließen.
Nach dem Besuch der Werkstatt ketten wir etwas abwärts von der Straße unsere Räder an einen Wegweiser an und folgen dem ausgeschilderten Wanderweg, den wir auch auf der Karte gefunden hatten, die wir auf dem Campingplatz bekommen hatten.
Anfangs ist der Weg sehr moderat, der Weg gut angelegt, wir treffen auf eine Herde von Kühen, die sich wie auf den Almen mit Glocken bemerkbar machen, finden für unsere Kameras schöne Blumenmotive... Doch ab der Hälfte müssen wir in den Wald hinein und uns über Baumstämme, Stock und Stein den Pfad nach unten suchen. Zu unserem Erstaunen landen wir am Ende des Weges wieder auf dem Grundstück der Emaillekünstler.

Abends ziehen auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords Wolken über die Berge und Balestrand

05.07.2025
20° C, sonnig

KAISERWETTER IN ÅLESUND

Vorgestern Abend schauten wir auf die Norwegenkarte und stellten fest, dass nach nun fast drei Wochen Urlaub gerade mal ein Drittel Norwegens hinter uns liegt. So beschlossen wir, zur Abwechslung mal etwas Strecke zu machen. Das war gut für unser Wetter: Auf dem gestrigen Weg nach Ålesund regnete es noch heftig, doch als wir in einem Vorort einen Übernachtungsplatz gefunden hatten, strahlte die Sonne.

Die Städte an der Küste sind meistens mit Kreuzschifffahrtstouristen überschwemmt und nach unseren Erfahrungen mit Stavanger und Bergen wollen wir heute nur einen kleinen morgenlichen Abstecher in die Stadt machen und dann weiter Richtung Trondheim fahren. Kurz vor 10 Uhr parken wir unseren Camper am Stadthafen und haben dann richtig Glück! Die Sonne scheint, der Himmel ist fast wolkenlos, es sind nur wenige Menschen unterwegs und lediglich das kleine Hurtigruten Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker.
Wir treffen bei unserem Gang nochmals auf Kaiser Wilhelm II, der auch in Ålesund Spuren hinterlassen hat. Als an einem kalten Samstag im Januar 1904 ein Feuer 800 Häuser in der Stadt vernichtete und 10.000 Menschen obdachlos wurden, sendete der Norwegen-Begeisterte ein Telegram und kündigte Hilfslieferungen an. Die aus Hamburg und Bremerhaven entsandten Schiffe trafen mit Medikamenten, Lebensmitteln, Kleidung und Baumaterialien bereits am Dienstag in Ålesund ein. Man setzte ihm als Dank und ihm zu Gedenken ein Denkmal und benannte eine Straße nach ihm.

Heute genießen wir den Gang durch die Kaiser-Wilhelm Gate und den Rundgang durch die Altstadt und entdecken mit unserer Kamera überall viele schöne Details. Und noch etwas Kurioses: Wir treffen auf eine Frau mit den längsten Haaren, die wir beide je gesehen haben. Ihr Zopf langt bis zu den Waden.

07.07.2025
20° C, sonnig

NATUR IN FANNREM - KURZ VOR TRONDHEIM

Den gestrigen Tag haben wir mit Laptop, Steuererklärung und wenig interessanten Sachen im Camper verbracht, denn es hat unentwegt geregnet.

Heute ist wieder alles gut, die Sonne scheint. Morgens hatten wir uns auf eine vielversprechende Radtour begeben, die allerdings beidseitig unerwartet abrupt gestoppt wurde. Auf der einen Seite durch Schlagbäume der Forstverwaltung und auf der anderen durch ein privates Tor.
Nach dem Mittag begeben wir uns auf eine kleine Wanderung, die uns im Gegensatz zu der Radtour dann positiv überrascht. Zwei Kilometer bergab und bergauf durch mooriges Gelände und einen fast überall aufgeweichten Fußweg. Die vergangenen Regenfälle kommen immer noch in Rinnsalen den Berg herunter. Aber überall sind schöne Details zu entdecken. Blumen, Bäume, Moltebeeren und mehr.

10.07.2025
20° C, sonnig

AUF DER ROUTE 17 ZUM SVARTISEN

Vor zwei Tagen sind wir von der E3 auf den nördlichen Teil der Route 17 gewechselt. Sie soll laut National Geographic zu den weltweit schönsten Küstenstraßen gehören.
Das scheint uns nicht zu viel versprochen, ständig tauchen neue steile bizarre Bergmassive, hoch gelegene Aussichtspunkte oder Inselformationen vor der Küste auf.

Zweimal mussten wir eine Fähre in Anspruch nehmen und mit der zweiten überquerten wir den Polarkreis. Das hört sich kalt an, ist es aber nicht. An Land müssen über 20° C gewesen sein, die Leute waren in kurzen Hosen und T-Shirts unterwegs.

Nun sind wir auf einem Campingplatz in Faroy, wenige hundert Meter vom Fähranleger entfernt. Heute hatten wir uns den Wecker gestellt, denn um 9.30 Uhr setzt uns eine sehr kleine Fähre zum Svartisen-Gletscher über. Das Wetter ist unglaublich. Der Anblick des Gletschers und der Bergkette, die sich im blanken Wasser spiegeln, lässt den Atem stocken.

Der Svartisen ist nach dem Jostedalsbreen der zweitgrößte Gletscher Norwegens und wir sehen hier nur eine von vielen Zungen. Diese Zunge ist aber schon so gewaltig, dass wir uns die Gesamtgröße von 370 km² überhaupt nicht vorstellen können. Selbst hier verlieren sich für uns die Dimensionen.
Vom Anlegepunkt bis zur Gletscherzumge liegen 5,8 km, 4 km Schotterweg und 1,8 km Felsgelände. Am Ende des bequemen Schotterweges können wir den Gletscher über uns nicht mehr sehen. Die hohen Felsformationen versperren den Blick. Ein Schild warnt vor herbstürzendem Eis und plötzlichen Wassermassen, die durch den Betrieb des Wasserkraftwerkes auftauchen können. Deshalb sollte man unbedingt 100 m Abstand zum Gletscher halten. Das ist wirklich enttäuschend, denn gern hätten wir das Eis berührt.
Nach mehreren hundert Metern schwierigen Geländes scheinen wir kaum vorwärts gekommen zu sein und vor einer ungefähr 80 cm hohen Felsstufe beschließen wir dann, den Rückzug anzutreten.
Wir pausieren auf der gegenüberliegenden Seite des Sees und schauen auf die Gewaltigkeit hinüber. Es ist hier kaum vorstellbar, dass vom Fuße des Berges bis zum Gletscherbeginn 1,8 Kilometer liegen sollen. Ich versuche, mit dem 250mm-Teleobjektiv auf dem Pfad Menschen zu entdecken. Es dauert aber eine Weile, bis ich eine Bewegung bemerke. Der Punkt ist kaum wahrnehmbar. Auf dem Foto 23 ist der Wanderer genau in der Mitte. Ein echtes Suchbild :)

 

14.07.2025
24° C, sonnig

HAMNØY

Als wir 2018 mit dem Auto auf den Lofoten südwärts bis zum Ort Å gefahren sind, erschien hinter einem kleinen Tunnel - kurz vor dem Ort Reine - ganz plötzlich ein malerisches Dorf mit bunten Häusern und Trockenfischgestellen auf einem Damm von kleinen Felsen. Rechts das Meer, links bizarre steile Felsberge hinter einem dreiarmigen kleinen Fjord. Seitdem behaupte ich, dass Hamnøy das schönste Dorf der Welt sei. Ob das immer noch so ist?

Nach einer Zwischenübernachtung am Saltstraumen setzen wir am 12.07. bei bedecktem Himmel mit der Fähre von Bodø nach Moskenes über. Dreieinhalb Stunden dauert die Überfahrt vom Festland in den Süden der Lofoten. Auf Empfehlung von netten Nachbarn auf dem letzten Campingplatz hatten wir telefonisch einen Platz auf einem neuen Caravanplatz kurz vor Hamnøy reserviert. Mit Meerblick, hatte unsere Nachbarin gesagt und wir hatten Glück! Man hatte uns den besten Stellplatz auf dem Platz reserviert. Mit Meerblick und am Ende der Reihe, so dass wir nur zur einen Seite einen Nachbarn hatten.

Hamnøy hat sich verändert. Wieviele Norweger hier wohl noch wohnen? Unsere erste Erkundungstour durch die fünf kleinen Straßen zeigte uns hauptsächlich Ferienhäuser, davon eine ganz neue Reihe am Wasser, Kajakverleiher und eine Fish-and-Chips-Bude. Das kleine Restaurant, in dem wir 2018 gegessen hatten, existiert noch.
Trotz des Tourismus, der den Ort in den letzten sieben Jahren vereinnahmt hat, ist Hamnøy aber optisch schön geblieben. Hier wurde sehr behutsam Neues im traditionellen Stil gebaut. Wie auch immer: Urlaub würden wir zwischen den ausschließlichen Touristen nicht machen wollen, doch hübsch ist der Ort geblieben.

In jedem Fall wollten wir diesmal den kleinen Fjord mit seinen Seitenarmen erpaddeln und begaben uns auf die Suche nach zwei Einzelkajaks. Zweimal erhielten wir eine Abfuhr, denn in Norwegen benötigt man für das Ausleihen ein Zertifikat, das die Teilnahme an einem Kenterkursus bescheinigt. Grund seien die Wassertemperaturen. Der dritte Vermieter, ein Spanier namens Roman, ließ sich erweichen. Wir bezahlten für ein Ausleihen am nächsten Tag cash in Euro und versprachen ihm, per WhatsApp Start und Ende unserer Tour zu melden.

ORCAS VOR DEM FRÜHSTÜCK

Sonntag, der 13. Juli wurde dann ein ganz besonderer Tag. Wir wollten gerade den Frühstückstisch decken, als ein paar hundert Meter vor uns eine Gruppe Orcas auftauchte. Der ganze Platz lief zusammen und alle freuten sich über diese besondere Begegnung. Pünktlich zum Abendessen hatten wir dann noch einmal das Vergnügen. Und ganz besonders war dann auch die Sichtung eines Riesenhais, der direkt am Ufer nach Plankton suchte. Fritz entdeckte in am nächsten Abend noch einmal, nur viel weiter draußen auf dem Meer.

SCHÖNSTE KAJAKTOUR EVER ;)

Doch zurück zur magischen 13.
Kurz vor Mittag starten wir bei perfect conditions - wie Roman es später ausdrückte - unsere Kajaktour. Strahlend blauer Himmel, 24° C, Windstille in geschützten Bereichen und 1000 Meter hohe Felsen, die sich so schroff aus dem Meer heben, dass einem schwindelig wird, wenn man beim Daraufzufahren nach oben schaut.
Wir paddeln zu jedem Seitenarm. Schrille Felsformationen, glasklares Wasser, treibende Seeigelgehäuse. Am Ende des Fjords entdecken wir Häuser, die nur per Boot zu erreichen zu sind. In der Ferne ein großer Wasserfall. Hier ist es dann mit der Windstille vorbei, denn die Gebirgskette senkt sich und vom offenen Meer zieht der Wind über das abfallende Gelände.
Wir drehen um und erst kurz vor Hamnøy kommen wir wieder in den Genuss spiegelblanken Wassers.
Es war der schönste Kajakausflug ever.

REINE

Was Hamnøy geschafft hat, ist in Reine leider schiefgelaufen. 2018 war es ein netter verschlafener Ort mit einem spektakulären Blick über den Fjord bis nach Hamnøy hinüber.
Heute starten wir zu Fuß Richtung Reine, kehren aber nach einigen hundert Metern wieder um. Über die enge Straße und noch engeren Brücken quält sich eine Blechlawine Richtung Å, die unseren Fußmarsch wenig verlockend macht.  Für unseren zweiten Start nehmen wir die Räder, um schneller vorwärts zu kommen.
Unser Ziel Reine bietet von der Brücke, die in den Ort führt, noch immer einen atemberaubenden Blick über den kleinen Fjord bis hin nach Hamnøy. Besonders imposant ist der Berg, dessen Felsformation wie der Kopf eines Nashorns aussieht. Der gegenüberliegende Berg sieht dagegen wir eine Blüte aus, die sich gerade aus den Blütenkelchblättern schiebt.
Leider ist nach der Brücke der Frieden vorbei. Unfassbar viele Menschen, die kreuz und quer laufen, Busse, ein riesiger Parkplatz, Souvenirs, die beste Fischsuppe Reines und so weiter.
Unsere Stippvisite ist kurz, wir flüchten schnell wieder Richtung Camper Frido und Meerblick.

Google gibt zur Auskunft, dass die Lofoten ca. 25.000 Einwohner haben und dass zwischenzeitlich über 200.000 Touristen im Jahr die Insel heimsuchen. Insbesondere die Wohnmobilisten haben sich durch rücksichtsloses Verhalten bemerkbar gemacht, so dass die Regierung bereits eine Touristensteuer für die Lofoten in Betracht zieht.

ORCAS ZUM ABSCHIED

Auch heute Abend ziehen der Riesenhai und die Orcas wieder vorbei.
Was mich sehr neidisch macht: Eine Gruppe Kajakfahrer ist zur gleichen Zeit unterwegs und kommt ziemlich nah an die Orcagruppe heran. Die lassen sich allerdings beim Jagen nicht stören und ziehen zügig weiter. Hätte ich nur mein Kajak dabei :(

15.07.2025
23° C, sonnig

REVIVAL

Heute fahren wir zum kleinen Campingplatz nach Rystad/Kleppstad, der uns 2018 so gut gefallen hatte. Betreiber ist ein Landwirt, der uns damals den Wohnwagen seines Freundes Jarl Ovesen vermittelte, weil seine einzige Hütte bereits belegt war.
Auf dem Weg dorthin schauen wir wie damals bei der Aalen Gard Butikk herein. Dort hat sich kaum etwas verändert. Die Straße ist immer noch voller Schlaglöcher, der Eingang sieht immer noch so einladend aus wie damals, auch diesmal wird die Herstellung von Ziegenkäse erklärt und er ist immer noch sehr teuer, was uns aus sentimentalen Gründen aber nicht vom Kauf zweier Stück Käse abhält.

Vor sieben Jahren hatte der kleine Campingplatz in Rystad 5-6 Stellplätze für Wohnmobile, zwei Zelte hatten einen Platz gefunden und zwei Wohnwagen von Jarl, dem besagten Schulfreund des Campingplatzbesitzers. Heute ist die Zahl der Stellplätze auf 40 gestiegen, die Wohnwagen sind nicht mehr da und auf einer großen Koppel ist Platz für sehr viele Zelte.
Trotzdem ist alles noch recht naturbelassen und gemütlich.
Die Sonne geht wie damals nicht unter, sondern wandert über dem Wasser am Horizont vom linken zum rechten Berg. Viele stehen um Mitternacht am Ufer, um das schöne Licht mit der Kamera einzufangen.

18.07.2025
24° C, erst sonnig

KORALLEN, FISCH UND WETTERKAPRIOLEN

Drei Nächte haben wir bereits in Rystad verbracht, morgen geht es weiter nach Stø zum Whalewatching.
Vorgestern haben wir auf dem großen Geröll- und Überschwemmungsfeld zwischen der Straße und dem Gimsøystraumen vor dem Campingplatz nach abgestorbenen Korallen gesucht. 2018 hatte ich nach einem missglückten Angelversuch dort ein ganzes Feld voller Korallen gefunden und einige mit nach Hause genommen. Auch einen Teich mit einem Otter hatte ich damals entdeckt.
Der Weg ist noch genauso beschwerlich wie damals, lohnte sich aber, denn die abgestorbenen Korallen fanden wir wieder. Nur auf ein Wiedersehen mit dem Otter mussten wir verzichten, ich konnte den Teich nicht wiederfinden.

Gestern war Radlertag. Auf der gegenüberliegenden Seite des Straumens stießen wir dabei auf eine Fischfabrik. Der Betrieb war eigentlich geschlossen, doch als wir vor dem Büro standen, trafen wir auf den sehr netten Chef, der uns dann letztendlich zwei getrocknete Dorsche verkaufte und uns einiges über die Saison erzählte. Wir freuten uns über den unvermuteten Kauf, denn 2018 hatten wir aus dem Trockenfisch von Jarl in Lübeck leckeres Bacalao gekocht.

Kaum war der Fisch im Camper verstaut, antwortete Jarl auf eine SMS, lud uns zum Kaffee ein und versprach weiteren Trockenfisch. Mit dem Rad waren es nur 20 Minuten zu seinem Haus und einem sehr netten Treffen. Wir freuten uns alle über das Wiedersehen und erzählten, wie es uns inzwischen ergangen war. Auch seine Tochter lernten wir kennen, die kurz nach unserem Urlaub 2018 geboren wurde.
Er berichtete, dass seit 4-5 Jahren die Touristenzahlen explodiert seien. Es sei hip, die Lofoten zu bereisen. Überall stünden unzählige Camper in der Landschaft herum und das wunderschöne Henningsvær hätte er verlassen, weil sein Haus neben einer alten Fabrik lag, die zu einer Discothek umgestaltet worden war. Bei dem Lärm war kein Schlafen mehr möglich, die Betrunkenen und vielen Menschen seien ihm derart auf die Nerven gegangen, dass er nun außerhalb leben würde. Im Sommer braucht man bei den Touristenströmen für die normalerweise 15-minütige Wegstrecke mit dem Auto eine ganze Stunde, um in den Ort zu gelangen.

Vom völlig überfüllten Henningsvær hatten uns auch bereits mehrere Campingnachbarn erzählt und wir beschlossen, den Ort diesmal auszulassen. Wir werden ihn so wunderschön in Erinnerung behalten, wie wir ihn 2018 erlebt haben. Stattdessen reservieren wir für Sonntag einen Platz beim Whalewatching in Stø. Das ist bereits auf der nächsten Inselgruppe, den Vesteralen.

21.07.2025
21° C, sonnig

UMWERFENDES BLEIK

Endlich Whalewatching - so dachten wir und hatten zwei Nächte auf einem kleinen Campingplatz in Myre, ganz in der Nähe vom Abfahrtsort Stø gebucht. Doch als wir gestern in dem ansonsten netten kleinen Hafen vor der schmuddeligen Blasius II und ihrer abgeblätterten Farbe, den durchgescheuerten Tauen, blinden Fensterscheiben und dem ebenfalls wenig vertrauenserweckenden Käpt`n nebst Kumpel standen, drehten wir einfach wieder um. Hier wollten wir weder einen ganzen Tag verbringen, noch Fischsuppe oder Ähnliches essen.
Spontan hielten wir auf dem Rückweg unterwegs an und wanderten stattdessen ein Stück.

Wieder in Myre machten wir eine kleine Radtour, entdeckten einen süßen Puffin in einer Glasbläserei, der bald in Kronsforde stehen wird, tauschten Tipps mit zwei sehr netten südlich reisenden Niederländern aus und ließen den Tag entspannt mit dem Panoramablick auf den Fjord auslaufen. So wie schon in Rystad zogen in der Ferne plötzlich Nebelschwaden auf, die sich schnell über die Berge legten und sich hinter uns zur Wand auftümten. Dieser Nebel sieht regelrecht mystisch aus und änderte auch hier seine Formationen derart schnell, dass das Zuschauen nicht langweilig wird.

Heute morgen fahren wir auf der Küstenroute Richtung Bleik. Dieser Ort mit Whalewatching-Anbieter war ein Tipp der niederländischen Nachbarn. Die Küstenroute windet sich durch kleine Siedlungen und hübsche Ortschaften, vorbei an Sandstränden und bizarren Felsbergen. Auch interessant: Anlagen des Andøya Spacecenters, die auf dieser Inselgruppe eine Raumfahrt-Abschussbasis unterhalten, bzw. aufbauen.

In der Ferne reckten sich schon eine Weile ganz besonders schroffe auffällige Felsenzacken in den Himmel und unsere Freude ist groß, als wir in Bleik ankommen. Denn der Ort liegt am Fuß der felsigen Zackenberge, in der Ortsmitte ein kleiner Kaufmann mit Bäckereicafé, bunte Holzhäuser, ein sehr breiter Strand mit allerfeinstem Sand vor der Küste, ein kleiner Hafen und in einiger Entfernung ragt ein riesiger Kegelberg wie ein Zuckerhut aus dem Meer.
Der Campingplatz Bleik Midnattsol liegt direkt hinter dem Ortsausgang und wir wählen einen Stellplatz mit Meerblick. Zufällig wieder Platznummer 42 - so wie in Hamnøy, wo die Orcas vor unserem Platz vorbeizogen. Wir nehmen das als gutes Omen für unseren morgigen zweiten Whalewatching-Versuch.

Ein erster Strandspaziergang lässt unsere bereits stattliche Meeresschätze-Box noch etwas schwerer werden. Im Wasser werden die Füße zwar schnell kalt, doch oberhalb des Wassers wäre ohne Wind bei 20-22° Grad fast T-Shirt-Wetter.

22.07.2025
21° C, sonnig

WALE, PUFFINS, ROBBEN

Nun endlich wirklich Whalewatching. Um 15.00 Uhr starten wir mit dem RIP-Boat vom Hafen in Bleik, fahren fast eine halbe Stunde aufs Meer hinaus und treffen dann auf eine große Gruppe Grindwale, auch Pilotwale genannt. Sie sind sehr neugierig, kommen nah ans Boot und stecken oft den Kopf aus dem Wasser, um nach uns zu sehen. Skyhopping wird dieses für Grindwale typische Verhalten genannt. Wir staunen, genießen und fotografieren.

Auf der Rücktour treffen wir auf einige Robben und steuern dann den Kegelberg vor Bleik an. Es ist der Puffinfelsen. Hunderttausende Papageientaucher brüten hier. Jedes Paar legt nur ein Ei in den bis zu 1,50 m langen Höhlentunnel.

24.07.2025
16° C, sonnig

HEJ SENJA

Bei unserem Lofotenbesuch 2018 hatte kaum jemand etwas von der schroffen Insel Senja gehört und als wir im Winter 2022 aus Richtung Tromsø mit der Fähre übersetzen, waren wir die einzigen Touristen an Bord.
Das hat sich grundlegend geändert, allerdings führen weiterhin nur wenige Wege nach Senja. So übernachten viele Reisende sogar am Fähranleger in Andenes, um einen Platz auf der ersten der drei täglichen Fährfahrten zu ergattern. Wir möchten die Fähre um 9.45 Uhr erreichen und haben den Wecker auf 5.45 Uhr gestellt. Als wir gegen 6.00 Uhr ankommen, sind die vier Fahrspuren tatsächlich schon voll und wir stehen als erst zweites Auto hinter der weißen Trennlinie, die die Fahrzeuge der ersten Ladung markiert. Und so passiert es, dass wir unser Frühstück auf der Fahrspur 2 einnehmen, ebenso unser Mittagessen und ich bis 13.00 Uhr viel Zeit für Laptop-Arbeit habe.

Nach eineinhalb Stunden Überfahrt kommen dann die ersten schroffen Bergspitzen von Senja in Sicht und die Spannung bei den Reisenden auf dem Außendeck steigt. Dann die Einfahrt in den Fjord, die ersten bunten Häuser und Staunen über die steilen Berghänge, deren Spitzen oft in den Wolken verborgen sind.
Das nächste Erstaunen folgt dann am Anlieger. Hier gibt es keine vier nebeneinanderliegenden Fahrspuren für die Wagen, die auf die nächste Überfahrt warten. Wir fahren auf der löchrigen schmalen Landstraße an einer kilometerlangen Schlange vorbei. Anschließend auf steilen Serpentinen bis zum Campingplatz nach Torsken.
Wir scheinen am Ende der Welt angekommen. Am Ende der Sackgasse liegt der neu angelegte Wohnmobilparkplatz des Hotels und Restaurants Senja by Heart. Ein großer asphaltierter Platz und unser Stellplatz bietet Fjordblick, die Sanitäranlagen sind sehr sauber und ganz neu. Am Bootssteg entdecke ich im glasklaren Wasser viele Fische.
Wir machen einen Spaziergang durch den Ort, der an jeder Ecke von der ansässigen großen Fischfabrik Wilsgard geprägt ist.

Abends beschließen wir, dass dieser ungrüne sterile asphaltreiche Ort trotz aller Sauberkeit kein Ort für uns ist. Wir werden morgen wieder abreisen.

26.07.2025
20° C, morgens nieselig, dann sonnig

ADIEU SENJA

Gestern sind wir nochmals auf unseren 2018er-Spuren gewandelt und Richtung Norden zu den wohl beeindruckendsten Bergen Senjas bei dem Ort Ersfjord gefahren. Auch die schöne hölzerne Wegganlage auf die Uferfelsen, die auf der gegenüberliegenden Fjordseite der Berge liegt, fanden wir wieder.

Die Straßen waren und sind bis heute sehr eng, oft einspurig mit Ausweichstellen und als Fahrer hat man kaum eine Chance, das schöne Rundum-Panorama zu beachten. Ab und zu halten wir deshalb an. Erst im Südosten wird die Straße breiter und bequemer und bald kommt dann auch die Brücke nach Finnsnes zum Festland. Adieu schönes Senja!
Nach weiteren 30 Kilometern steuern wir dann unseren nächsten Campingplatz auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofes an. an. Das Ganze hat Bullerbü-Charakter und die Betreiberin Ingrid ist ausgesprochen nett. Dem Campingplatz angeschlossen ist ein kleines Dorfmuseum, im hinteren Teil des Untergeschosses stehen Webstühle, an denen sie Kurse gibt und außerdem backt sie für den Cafébetrieb am Samstag und Sonntag superleckere Torten. All das schafft sie mit nur wenig Hilfe und das mit einem stets heiteren zufriedenen Lächeln.

29.07.2025
22° C, sonnig, schwül

FREUNDE TREFFEN, MÜCKEN IN LAPPLAND & MEHR

Auf Ingrids nettem Campingplatz in Krogstadtun bekamen wir vorgestern Besuch. Unsere Freunde Andrea und Markus waren in Schweden 460 Kilometer auf dem Kongsleden gewandert und nun auf dem Weg in Norwegens Norden. Ein Grillabend mit Freunden - 1741 Kilometer Luftlinie und 2380 Kilometer Fahrtstrecke von Lübeck entfernt - ist schon etwas Besonderes und wir freuten uns sehr über dieses Reise-Highlight.

Gestern starteten wir dann mit verschiedenen Zielen. Die Beiden hatten uns so viel Nettes von Finnland berichtet, dass wir unsere Reiseroute spontan änderten. Statt zum dritten Mal auf der schwedischen Seite des Bottnischen Meerbusens Richtung Heimat zu fahren, werden wir nun auf der finnischen Seite einige neue Ziele ansteuern.
Außerdem ganz neu: Zum ersten Mal campten wir an diesem Tag "wild" an der E8. Mit diesem wilden Campen konnten wir uns bisher nicht anfreunden und hatten immer einen bezahlten Campingplatz angesteuert. Der Grund: In Norwegen war gefühlt jeder freie Platz von Wohnmobilen belagert gewesen. Wie nervtötend das für Anwohner sein muss, machten die vielen Schilder mit "No camping" deutlich. Letztendlich hatten wir nur wenige öffentliche Plätze gesehen, die offensichtlich Wohnmobile erwarteten. Hier in Finnland scheint es dieses Problem laut Google und Reiseführer aber nicht zu geben, man darf nur nicht in Sichtweite eines Hauses parken.

So wurde nach einer schönen Fahrt durch die sanfte hügelige Landschaft Finnlands ein großer Schotterplatz an der Europastraße 8 unser Wildcamp-Premierenplatz. Schön war das aufgerissene Gelände nicht, aber wir waren allein und störten offensichtlich niemanden. Auf einem kurzen Gang in den Wald entdeckten wir zu unserer Freude frische Elchlosung, wurden dabei aber selbst von Mücken entdeckt. Nach einer zügigen Rückkehr zu Camper Frido, einem schnellen Aufreißen und Schließen der Tür hatten es nur wenige Mücken mit uns ins Innere geschafft. Wir gingen auf Jagd und bis zum Schlafengehen meinten wir, alle ungebetenen Gäste erwischt zu haben. Doch lappländische Mücken sind gewitzt beim Versteckspielen und wir bekamen die letzten erst nach dem Aufstehen am nächsten Morgen zu fassen. Gestochen wurden wir aber nicht.
Den zur Losung passenden Elch bekamen wir allerdings auch nicht zu Gesicht.

 

Unser heutiges Ziel war die Infozentrale des Nationalparks Pallas-Yllästunturi - welche Sprache! - gewesen. Am angegebenen Standort fanden wir nur ein Hotel und an der Rezption bekam ich die Auskunft, dass die Nationalpark-Zentrale abgerissen wurde und gerade neu gebaut wird. Die Baustelle lag auf der anderen Seite des Parkplatzes und war nicht zu übersehen, half uns nun aber auch nicht wirklich. Gern hätten wir gewusst, wie es sich denn nun wirklich mit dem Wildcampen verhält und eine Wanderwegekarte mitgenommen.
Auf dem Platz stromerte übrigens mit Gemächlichkeit eine Gruppe Rentiere herum. Schon auf dem Anfahrtsweg hatten wir erste Rentiere gesehen, die die Straße manchmal wohl ebenso gern benutzen wie wir Menschen.
Kein Besucherzentrum, keine Wanderkarte - nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns für einen Campingplatz und landen nach 20 Kilometern auf dem Kyrön Loman Campingplatz im Wald. Für uns sehr finnisch und ganz besonders: Duschen sind Gemeinschaftsduschen, Toilettentüren sind wie Wild-West-Saloontüren gebaut, also oben und unten offen und der Campingplatz ist mit einem Rentierschutzzaun eingefasst An das Sanitärhaus werden wir uns vielleicht gewöhnen, den Zaun finden wir irgendwie bedauerlich.

Die Lüft ist sehr drückend und die 22° C fühlen sich wie dreißg an. Im Camper ist es stickig, so dass wir zuerst alle möglichen Ritzen unserer Belüftung mit zusätzlichem Küchenpapierschutz gegen Mücken schützen und dann einen Spaziergang durch den Wald machen. Vielleicht finden wir einen Zugang zu dem nahe gelegenen See und können baden? Wir wandern ungefähr einen Kilometer auf dem sandigen Waldweg, als ein Quad an uns vorbeifährt, nach 50 Metern auf einer kleinen Brücke über einen Bach anhält und auf uns wartet. Der alte Same erinnert mich sofort an Catweazle, die Hauptfigur einer Kinderfernsehsendung aus den 70er Jahren. Er spricht uns lächelnd auf finnisch an, kann kein Englisch, doch er redet trotzdem munter weiter. Germany hat er anscheinend verstanden. Das Wort Berliner und seine Handzeichen haben wir im Gegenzug verstanden, doch dann wird es schwierig und wir schalten Google Translator dazu. Einen Bade-Zugang zum See gibt es nicht, irgendwo gibt es einen See mit rotem Sand, er besitzt Rentiere. Auf meine Frage, ob er Rentierfleisch verkauft, übersetzt Goggle seine Antwort mit "Scheiße, Scheiße". Ich hätte fast laut losgelacht. Das hatte der Same mit Sicherheit nicht gesagt! Finnisch scheint auch für Google ein Problem zu sein.

Anmerkung: Im Camper habe ich nach Catweazle gegoogelt. Die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend, nur war der Bart des Samen etwas lichter und länger :)

31.07.2025
28° C, sonnig, schwül

MÜCKEN, MÜCKEN, 28°C AM POLARKREIS

Den gestrigen Tag hatten wir optimal genutzt. Die zweistündige Regenunterbrechung nutzten wir für eine kleine Radtour von 1 Std. 55 Minuten. Den Rest des Tages verbrachten wir im Camper mit langem Ausschlafen, Pläne vervollständigen, Reisebericht schreiben, backen und Hörbuch hören.

Obwohl wir alle Fliegengitter doppelt gesichert hatten, schafften es einige sportliche Mücken trotzdem zu uns, zu unseren Beinen, Händen, Schultern und Köpfen. Grundsätzlich bevorzugten sie weibliches Blut.
Wir verließen den ansonsten schönen Waldcampingplatz gleich nach dem Frühstück und fuhren nach Rovaniemi. Unterwegs trafen wir noch einige Rentiere. Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Ruhe und Gelassenheit sie die Straße benutzen und oft nur widerwillig zur Seite gehen, um Autos vorbeizulassen.
Rovaniemi ist Heimat des Weihnachtsmanns und liegt ziemlich genau auf dem Polarkreis. Doch Weihnachtsstimmung kann derzeit nicht aufkommen, denn es ist schwül und mit 28°C Grad ungemütlich heiß. Für mehr als einen kurzen Besuch der Innenstadt mit dem Rad bringen wir keine Energie auf. Hoffentlich gibt es bald ein Gewitter und hoffentlich wird es morgen an der Ostsee etwas frischer.

02.08.2025
29° C, sonnig

HITZE BEIM WEIHNACHTSMANN

Die Hitzewelle hat ganz Skandinavian im Griff. Bei 30° C schlendern wir durch das das PolarCircle-Center und Weihnachtsmanndorf bei Rovaniemi.
Es ist wenig Betrieb. Wie es hier wohl im Winter zugehen mag?
Nun geht erst einmal eine neue sommerliche Sendung Postkarten auf die Reise zu den Enkelkindern und einem Briefmarken sammelnden Bekannten, denn nur hier erhalten die Postkarten einen Sonderstempel.

03.08.2025
23° C, sonnig

GEMÜTLICHE ERSTAUNLICHE INSEL HAILUOTO

Insel Hailuoto war ein Tipp von Andrea und Markus. Auch wenn wir von dieser Insel noch nie gehört haben und die Ausstattung des Campingplatzes Platzes alt und sehr einfach ist, empfinden wir allein die von Menschenströmen abgelegene Lage herrlich entspannend.

Gestern sind wir - die größte Strecke durch den Wald - mit dem Fahrrad zur Küste nach Marjaniemi geradelt, trafen am Hafen auf ein Lübecker Wohnmobil. Meine Kamera baumelte um meinen Hals und kurzerhand wurde Mitgliederwerbung für die Fotografische Gesellschaft Lübeck betrieben. Die Begegnung war aber trotzdem sehr nett.
Unter der Hitze ächzten alle und an einem kleinen Café hielten wir für eine kalte Selter, einen Kaffee und ein Eis. Nach einiger Zeit waren wir auf der Terrasse allein, saßen unter einer schattigen Fichte und die Wirtin setzte sich zu uns. Bis die nächsten Gäste eintrafen, stöhnten wir gemeinsam über Klimawandel, Wetterphänomene und Trump.

Abends gönnten wir uns ein Stück Kultur. Zur Zeit findet hier ein Musikfestival statt und über mehrere Tage werden verschiedenste Musikrichtungen angeboten. Ein unerwarteter Genuss in der einzigen Kirche der Insel sollte uns geboten werden. Mozart, Vivaldi und auch finnische Kompositionen von einem professionellen Orchester, wie wir es hier nie erwartet hätten. Youtube: https://m.youtube.com/@oulunsaloensemble

Anschließend machten wir einen Abstecher zu einem Vogelbeobachtungsturm. Unsere nette junge Wirtin hatte auf unsere Frage nach Elchbeobachtungsstellen einen heimischen Fotografen angerufen und hier sollten Elche gegen Abend anzutreffen sein. Doch wir trafen stattdessen auf dem hohen hölzernen Beobachtungsturm einen gesprächigen netten 88-jährigen Engländer mit Tochter und Sohn, mit denen wir uns lange unterhielten.
An diesem Tag konnten wir Kraniche und Fischreiher beobachten und auf der Rücktour zum Campingplatz viele Gänse sowie eine schöne hinter Wolken untergehende Sonne. Leider machten wir zum Schluss auch wieder Bekanntschaft mit Moskitos, die sich bei jedem Stopp des Radelns auf einen stürzten. Nicht zu vergessen: Morgens trafen wir im Wald auf einen Vogel mit langem gebogenem Schnabel, den wir beide nicht kannten. Mal schauen, ob die Spezis von www.inaturalist.org eine Antwort geben können.

07.08.2025
20° C, sonnig

ÅLAND-INSELN UND TSCHÜSS

Vor einigen Tagen haben wir Hailuoto per Fähre verlassen, sind mit nur einem Zwischenstopp in den Süden und haben uns von Vosnainen nach Brändö auf die Åland-Inseln übersetzen lassen. Die Ålands haben einen politischen Sonderstatus. Die teils zollfreie Region gehört formal zu Finnland, doch gesprochen wird hauptsächlich schwedisch und man hat sogar eine eigene Flagge. Das Gebiet besteht aus über 6700 Inseln und Schären - 60 davon mit ungefähr 30.000 Menschen bewohnt.
Die Landschaft ist wirklich zauberhaft und wäre ein tolles Kajakrevier, doch der Funke wollte nicht so recht überspringen. Vielleicht war es beginnendes Heimweh, der unfreundliche überhebliche Mitarbeiter am Fähranlieger oder das Gemeinschafts-Plumpsklo, das für mich nicht mit Nostalgiegefühl behaftet ist, sondern mit übelriechenden Erinnerungen voller Fliegengebrumm bis zu meinem sechsten Lebensjahr. Was auch immer den letzten Ausschlag gab: Kein Urlaubsziel für uns und wir beschlossen, nun direkt nach Hause zu fahren.

Wir haben in den letzten zwei Monaten so viel gesehen. Es ist gut.

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